Denkmalimmobilie Haus Advokat, Chemnitz

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In neuer Blüte

Die Denkmalschutzimmobilie "Haus Advokat" ist ein beeindruckendes Zeugnis der Chemnitzer Gründerzeit. Mit viel Detailliebe wurde die goldgelbe Klinkerfassade mit Bekrönungen, Bogenfriesen in Lisenen, angedeuteten Fensterschürzen und Gesimsbändern gestaltet. Im obersten Geschoss befinden sich Sonnenblumen-Reliefs über den Fenstern.

Wahrlich historisch

Wann genau die Bauarbeiten abgeschlossen wurden, ist umstritten. In der Liste der Kulturdenkmale der Stadt Chemnitz wird das Bauwerk auf 1910 datiert. Doch bereits in den historischen Stadtplänen von 1905 ist ein Gebäude an entsprechender Position zu erkennen. Auch die Adressbücher zwischen 1900 und 1910 geben keine eindeutige Auskunft. Nun werden die historischen Mauern von Grund auf saniert und Wohnraum erschaffen. Die wertvolle Bausubstanz wird erhalten und fehlende Originalelemente rekonstruiert. Schon bald wird die Immobilie "Haus Advokat" in neuer Blüte erstrahlen.

Ich habs gewagt

Aus verwaltungsrechtlicher Sicht befindet sich die Denkmalimmobilie "Haus Advokat" in Altendorf. Doch wer einmal dort war, weiß, dass es in Wahrheit Teil des Denkmal-Ensembles "Haus Kaßberg" ist: eines der größten Gründerzeitviertel Europas und beliebtes Wohnquartier der Chemnitzer. Bis 1855 galt Kaßberg als Wilder Westen. Das 200 Hektar große Areal westlich der Stadt galt als unbrauchbar, da dort ein "schrecklicher Luftzug" herrschte. Im Jahr 1855 wagte der Lehrer Stahlknecht die Besiedelung und schrieb in großen Lettern gleich vierfach an seine Villa in der Hochstraße "Ich habs gewagt". Erreichen konnte er sein Haus nur über den sogenannten Advokatentod: Eine schmale, rutschige und unbeleuchtete Treppe, die später zum neu entstandenen Gerichtsgebäude führte.

Begeisterung entsteht

Das Unverständnis der Mitbürger wich wenige Jahre später der Begeisterung und das Quartier wurde an topografische und infrastrukturelle Bedürfnisse angepasst. Vorbild waren amerikanische Städte, welche im rechtwinkligen Karree angelegt waren. 1870 entstanden am Südhang noble Villen, von denen einige noch erhalten und ebenfalls denkmalgeschützt sind. Der neue Stadtbezirk gewann seinen Reiz durch die großzügig und mit viel Grün angelegten Straßen, die noch immer eher Alleen gleichen.

Um 1890 hatte jedes Haus einen eigenen Vorgarten und die mit Granit belegten Straßen wurden durch Gaslaternen erhellt – 100 davon leisten noch immer ihren Dienst. Um 1905 waren schließlich nahezu alle Flächen westlich Richtung Altendorf und nördlich der West straße, mit Mehrfamilienhäusern und Villen bebaut. Unter ihnen befand sich auch die heutige Denkmalimmobilie "Haus Advokat". Um 1900 lebten auf dem schönen Kaßberg Professoren, Direktoren, Kaufleute, Lehrer, Anwälte, Architekten und Künstler.